18.01.2021
Corona – und kein Ende !
Wir alle sind in irgendeiner Form von der Corona-Pandemie betroffen. Ob und wann das normale Leben wieder aufgenommen werden kann, weiß niemand. Die gesundheitlichen Folgen sind schon schwerwiegend genug, darüberhinaus können viele Geschäfte und Restaurants, viele Kulturschaffende und Soloselbständige den zweiten Lockdown nicht überstehen. Verschiedene Läden werden für immer schließen, viele Existenzen stehen auf dem Spiel. Auch die Folgeschäden in den Familien sind noch gar nicht abzuschätzen. Da geht es um den Verlust der Arbeit, um die psychischen Probleme der Kinder, um Kita- und Schulschließungen und die daraus resultierenden Mehrbelastungen in den Familien. Es geht um die Zunahme von Gewalt. Es geht um die Überlastung der berufstätigen Mütter und vor allen Dingen der alleinerziehenden Mütter bis zum Burnout. Die Sendung „Die Story“ hat hierzu eine eindrückliche Reportage veröffentlicht:
Die Story: Mütter, Väter, Kinder im Stress
Auch im ZDF kann man einen interessanten Beitrag dazu sehen:
ZDF-heute: Corona Rückfall in alte Rollenbilder
Heute hat nun der Bundsrat die Kinderkrankentage von 10 auf 20 Tage pro Kind pro Elternteil erweitert. Dies bedeutet eine konkrete Hilfe für Eltern und inbesondere alleinerziehende Mütter. Bleibt zu hoffen, dass diese Hilfe in Anspruch genommen und nicht von den jeweiligen Arbeitgebern schlecht geredet wird. Das ist nämlich die Kehrseite der Medaille: das schlechte Gewissen derjenigen, die diese Krankentage in Anspruch nehmen und trotz der vermeintlichen Erleichterung weiterhin unter psychischem Druck und der Angst stehen, ihren Job zu verlieren, weil sie für ihre Kinder sorgen. Hier sei noch einmal ausdrücklich erwähnt: das Kinderkrankengeld kann und soll von Müttern UND Vätern in Anspruch genommen werden.
Extra-Kinderkrankentage-Corona
Wichtig: Die Kinderkrankentage können auch in Anspruch genommen werden, wenn im Homeoffice gearbeitet wird.
18.07.2020
Equal Care – Manifest, die Kurzfassung
Die professionelle, meist unterbezahlte Sorgearbeit (‚Care‘) also alle Arbeit rund um Pflege, Erziehung, Fürsorge und Haushalt wird überwiegend von Frauen geleistet (In Deutschland zu über 80%, weltweit zu zwei Dritteln). Die Arbeitsbedingungen und Löhne entsprechen dabei in keiner Weise den hohen Anforderungen, der Belastung und Verantwortung, die hier täglich erbracht werden. Ein Grund dafür ist die im internationalen Vergleich schlechte Personalbemessung bei den Pflegekräften und Hebammen in Deutschland und der andauernde Versuch, den Fachkräftemangel durch Ökonomisierung, weitere Sparmaßnahmen und durch Personal aus dem Ausland auszugleichen, sei es in öffentlichen Einrichtungen oder in der häuslichen Pflege und Betreuung.
Auch die private, unbezahlte Sorgearbeit, also die täglich anfallenden Arbeiten rund um Haushalt, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen etc. wird überwiegend von Frauen geleistet. Im Alter von 34 Jahren übernehmen Frauen mehr als doppelt soviel (110,6%) Care-Arbeit als Männer. Inbegriffen sind hier alle Arbeiten um den privaten Haushalt, also auch die Steuererklärung, Autoreparatur und Gartenarbeit, nicht mitbedacht sind dagegen Verantwortung, Wissen und Organisation (sog. ‚Mental Load‘).
Insgesamt arbeiten Frauen in Deutschland im Durchschnitt eine Stunde länger pro Tag als Männer. Da Frauen nicht nur mehr unbezahlte Sorgearbeit übernehmen und Care-Berufe mehrheitlich eher schlecht bezahlt sind, verdienen sie weniger, haben folglich geringere Rentenansprüche und insgesamt weniger Vermögen. Dadurch haben sie weniger frei verfügbare Zeit für die eigene Aus- und Fortbildung, für Netzwerke, für gesellschaftliche Teilhabe und politisches Engagement, und deshalb auch weniger Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse.
Die unfaire Verteilung und systematische Abwertung von Care-Arbeit vertieft die bestehende globale Ungleichheit zwischen arm und reich. Und die Coronavirus-Pandemie hat diese grundsätzliche Schieflage überdeutlich werden lassen, hierzulande und weltweit. Sie hat schmerzhaft spürbar gemacht, dass wir alle von der Geburt bis ans Sterbebett abhängig sind von der Care-Arbeit anderer, dass diese Arbeit unfair verteilt ist, und dass Care-Berufe nicht ihrer Systemrelevanz entsprechend honoriert werden: Je wichtiger eine Tätigkeit ist für die Gesellschaft, desto schlechter wird sie bezahlt.
Care- und Klimakrise sowie die aktuellen Erfahrungen der Coronavirus-Pandemie müssen deshalb Anlass sein, das heutige Wirtschaftsmodell gründlich zu überdenken und nachhaltig zu verändern! Um den Kreislauf zu durchbrechen aus unfairer Verteilung, mangelnder Wertschätzung, schlechter Bezahlung und fehlendem Ausgleich haben wir das Equal Care Manifest geschrieben, das die folgenden 18 Forderungen und Lösungsvorschläge enthält.
Ausführliche Informationen finden Sie hier.
30. Juni 2020
Wir alle erleben seit einigen Monaten Einschränkungen unseres täglichen Lebens wegen der Corona-Pandemie. Viele haben Angst um ihre eigene Gesundheit, viele haben Angst um ihre Angehörigen.
Wir alle wissen nicht, wie es wirklich weitergeht:
Ob es einen Impfstoff geben wird, ob der Arbeitsplatz nach der Krise noch da ist,
ob das Einzelhandelsgeschäft oder Restaurant weiter über die Runden kommt,
ob die Kitas und Schulen dauerhaft im Regelbetrieb laufen, ob wieder unbeschwerte Treffen in der Familie und im Freundeskreis stattfinden können, ob unsere Kinder diese Krise unbeschadet überstehen werden usw.
Eines steht aber jetzt schon fest: Es wird viele Verlierer geben.
In dieser schweren Krise sind es in der Hauptsache Frauen, die gleichzeitig die Arbeit im Home-Office, Kinderbetreuung und zusätzlich Home-Schooling schaffen mussten. Viele Familien fallen unfreiwillig in alte, lang überholte Rollenmuster zurück: Der Mann geht arbeiten und die Frau regelt alles zu Hause. Der immer noch große Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen läßt gar keine andere Wahl zu. Ob das nach überstandener Corona-Krise wieder anders wird, darüber streiten zur Zeit die Fachleute.
Da werden wir alle, als Gesellschaft und als Politik, genau hinschauen müssen, weil dieses Thema uns alle jetzt und auch in Zukunft betreffen wird.
Besonders benachteiligt sind in dieser Zeit die alleinerziehenden Elternteile, deren Großteil immer noch die Frauen ausmachen.
Wenn sie nicht in sog. systemrelevanten Berufen arbeiten, konnten sie ihre Kinder nicht in die Notbetreuung geben. Sie konnten aber auch nicht arbeiten gehen, da coronabedingt niemand für die Kinderbetreuung zur Verfügung stand. Sie mussten alles ganz alleine stemmen und in vielen Fällen noch mit weniger Geld auskommen. Die physische und psychische Belastung wird immer größer, Burnout ist eine von vielen Folgen, die noch lange nachwirken werden.
Unsere gemeinsame solidarische Hoffnung ist, dass wir alle diese Krise überstehen und unser Leben bald wieder in gewohnten Bahnen verläuft.