Ist es Zivilcourage, wenn Menschen sich aus Protest auf die Straße kleben? Wenn ein Intellektueller freimütig bekennt: Ja, ich würde Hitler töten. Die Nuancen des Begriffs Zivilcourage tarierte Prof. Dr. Klaus Peter Hufer beim Politischen Stammtisch der Kempener SPD aus. Die Veranstaltung war sehr gut besucht, kein Platz blieb frei im Parteibüro am Hessenring.
Der Politikwissenschaftler blickte zunächst in die Historie: Wie ist Zivilcourage entstanden? Beispiele von zivilem Ungehorsam ortete Dr. Hufer bei Gandhi ebenso wie bei der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“; bei den Nazi-Gegnern „Eiserne Front“ ebenso wie beim Berliner Ehepaar Otto und Elise Hampel, die Postkarten gegen Hitler verteilten; beim Schweden Raoul Wallenberg, der in Ungarn Juden rettete, ebenso wie beim DDR-Pfarrer Christian Führer aus dem Umfeld der Leipziger Nikolaikirche. Bei der Frage, warum diese Menschen für ihre Zivilcourage ihr Leben ließen oder Repressalien über sich ergehen ließen, liefere häufig der Blick aufs Elternhaus Antworten.
Beim Blick auf die Verursacher warnte Hufer vor der Vereinfachung „Monster“. Laut der „Banalität des Bösen“ einer Hannah Arendt seien „Monster“ wie Hitler, Stalin oder Putin häufig ganz normale Menschen, die sich nicht selten auf das Argument des Gehorsam zurückziehen, um ihr scheußliches Tun zu rechtfertigen.
Als Appell in die Runde zitierte Hufer den Demokratieindex der britischen Zeitschrift „The Economist“. Gemäß diesem Index rangiere Deutschland im Ranking unter 167 Ländern hinter Norwegen, Dänemark oder Uruguay immerhin auf Platz 14, was den Demokratiegrad betrifft. Hufer: „Zivilcourage ist die Verteidigung von Demokratie.“
„Zivilcourage ist Verteidigung von Demokratie“
