Am 02.03.2022 fand auf dem Kempener Buttermarkt eine Friedensdemonstration gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine statt. Rund 1.200 Teilnehmende aus Kempen und Umgebung setzten gemeinsam mit der Stadtverwaltung, den Kirchen und der Politik ein deutliches Zeichen für den Frieden in Europa.

Im Rahmen dieser Veranstaltung hielt Pfarrer Roland Kühne die folgende Rede:

Wir wollen ein Licht für den Frieden in der Ukraine anzünden!

Ein Lichterzug der Humanität!

Wir sind heute hier, um Solidarität zu zeigen für die Menschen in der Ukraine.

Wir sind heute hier, um Solidarität zu zeigen für die Demonstranten in Russland, die jetzt schon in Gefängnissen sind, weil sie sich für Frieden eingesetzt haben.

Wir sind heute hier, um nicht den Stab über die Russen zu brechen.

Aber wir sind auch hier, um den Despoten der Unterdrückung den Kampf anzusagen – mit Licht!!

Václav Havel (1936 – 2011) war ein tschechischer Schriftsteller, Menschenrechtler und Politiker.

Die Wahrheit und die Liebe müssen die Lüge und den Hass besiegen.

Ich möchte ein Licht aufstellen für alle Mütter:

Die Schwiegermutter eines Kollegen lebt im Osten der Ukraine. Seit Tagen lebt sie im Keller. Vor zwei Tagen wurde das Haus beschossen. Sie getrauen sich nicht raus zu gehen. Sie haben nichts mehr zu essen. Keinen Strom mehr. Die Wohnung ist nicht mehr bewohnbar

Eine Mutter verabschiedet sich von Ihrem Ehemann, er will kämpfen. Die Mutter macht sich mit ihren drei Kindern auf den Weg ins Ungewisse. Die achtjährige Tochter weint und sagt: Wir müssen woanders hingehen. Wir müssen fliehen, uns retten.

Es gibt Mütter, die stellen sich den Panzern in den Weg und rufen Meine Söhne schießt doch nicht auf eure Brüder.

Ich denke an die Mutter, die ihr schwer krankes Kind in der Badewanne schlafen lassen muss.

Die Truppen greifen im Dunkeln an, weil sie Angst haben, dass ihre Taten ans Tageslicht kommen.

Die Raketen röhren in der Dunkelheit und brauchen kein Licht, ihre Fracht ist Zerstörung und Tod.

Licht wird ausgelöscht.

Hundertfältig wird Lebenslicht ausgelöscht.

Das Informationslicht wird ausgeblasen.

Aber wir wollen die Dunkelheit vertreiben.

Wir wollen ein Licht für den Frieden anzünden!!

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt: die Menschenrechte kennen.

In der Präambel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es:

Der menschlichen Familie innewohnende Würde bildet die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt: sich breit zu informieren.

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt: Transporter mit Lebensmittel zu fahren.

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt: mit Bussen zur Grenze fahren und Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen.

Es gibt einen kilometerlangen Militärzug, der sich durch die noch freie Welt schlängelt, Angst und Schrecken verbreitet.

Und die Welt zündet ein Licht an für den Frieden. Es wird ein Hoffnungszug sein, der sich durch die zerstörten Straßen schlängelt. Es wird ein Lichterzug der Humanität sein, der Leben und Freiheit transportiert, kilometerlang, er wird den Oligarchen das Fürchten lehren. Und der Zug der Humanität ist schon unterwegs, aus Kempen, aus NRW, aus Deutschland, aus Europa!!

Dieser Zug der Humanität ist ein Gemeinschaftsprojekt.

Wenn wir wirklich eine menschliche Familie sind, wie es in der Präambel, der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt, dann bedeutet das für uns:

Kämpft für Gerechtigkeit! Literaten, spitzt eure Federn! Sänger, ölt eure Stimmen! Musiker, stimmt eure Instrumente! Und Journalisten, verbreitet die Wahrheit! Menschen, Schwestern und Brüder der Weltfamilie, die heute noch in Freiheit leben, die heute hier sind, wir sind eine Gemeinschaft. Erhebt eure Stimmen gegen Machtmissbrauch. Für den Protest müssen wir auch mal nach draußen, auf den Straßen und Plätzen, vor den Botschaften und vor den Regierungsgebäuden. Und dort protestieren wir für die Menschen, die jetzt in diesem Moment auf der Flucht sind. Sie werden jetzt verletzt und getötet. Denn es ist die Welt der Menschen, Gottes Welt, unsere Welt, nie und nimmer die Welt der Oligarchen, mögen die auch sonst wo in der Welt wohnen.

Lasst uns ein Licht anzünden für den Frieden in der Ukraine!!

Keine Vernichtung kann diesen Lichterzug der Humanität aufhalten!

Hymne der Ukraine:

Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben,

noch wird uns lächeln, junge Brüder, das Schicksal.

Verschwinden werden unsere Feinde wie Tau in der Sonne,

und auch wir, Brüder, werden Herren im eigenen Land sein.

Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit,

und bezeugen dass unsere Herkunft die Kosakenbrüderschaft ist.

 

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt auch:

Eine Studentin, die aus Kiew flieht, sagt weinend zum Reporter: Ich habe Angst, ich muss weg, bitte, betet für uns …

Ein Licht für den Frieden anzünden heißt auch: sich betend an unseren gemeinsamen Gott zu wenden.

Es folgte eine Einladung, noch einen Moment zu verweilen und gemeinsam zu beten.