Bürgerbegehren in Sicht pro Erhalt der Ludwig-Jahn-Anlage
Die Vereinigte Turnerschaft Kempen setzt sich nun proaktiv für den Erhalt der Ludwig-Jahn-Sportanlage ein. Ein entsprechendes Votum gaben die Mitglieder dem Vorstand des größten Kempener Sportvereins im Rahmen der Mitgliederversammlung. „Wir wollen diesen Platz erhalten wissen“, brachte es der Vorsitzende Detlev Schürmann auf der Versammlung im Schmalbroicher Vereinsheim auf den Punkt. Das Thema nahm erwartungsgemäß den größten Raum ein in der Sitzung.
Hintergrund: Im städtischen Schulausschuss ist mit CDU-Mehrheit beschlossen worden, auf dem Gelände der Ludwig-Jahn-Anlage im Zuge der Gestaltung des Schulcampus Kempen einen Gesamtschul-Neubau hinzusetzen. Dieser Plan, die knapp 100 Jahre alte Anlage zu opfern und die Sportler künftig auf einen zweiten Kunstrasenplatz hinter dem aqua-sol zu schicken, ist auf den erbitterten Widerstand der VT gestoßen. Schürmann, der das Ansinnen im politischen Raum „mit Bestürzung und Tränen in den Augen“ aus der Zeitung erfahren hat, hat in seinen Recherchen mittlerweile erfahren, dass zu diesem Plan lediglich die Schulleiter, nicht aber weitere Beteiligte wie Sportvereine, Lehrer, Stadtsportverband oder Schulpflegschaften gefragt worden sind.
Der VT-Vorsitzende kritisierte, dass Alternativen erst gar nicht angedacht sind seitens der Politik. Eine Alternative sei beispielsweise, die Barracken am LvD und die marode Halle Wachtendonker Straße abzureißen und den dadurch freigewordenen Platz zu nutzen. Einmal mehr würden die Interessen der Sportler von Rat und Verwaltung mit Füßen getreten, sagte Schürmann, und nannte mit fehlenden Umkleiden am Rasenplatz St. Hubert, einjähriger Schließung der Ludwig-Jahn-Halle und fehlendem Kunstrasenplatz für St. Hubert weitere Negativ-Beispiele.
Schürmanns Darstellung erzürnte viele VT-Mitglieder mit Blick auf die politische Willensbildung in Kempen. „Wie man mit Sportlern in Kempen umgeht, hat man ja schon am Bau der Halle Straelener Straße gesehen“, kritisierte Abteilungsleiter Wolfgang Reinsch in der Mitgliederversammlung. VT-Urgestein Dieter Aupperle brachte sein Unverständnis über Volksvertreter zum Ausdruck, die mit Blick auf die Zerstörung der Ludwig-Jahn-Anlage offenbar die schlechtest mögliche Variante für die Sportler favorisieren. Abteilungsleiter Wolfram Gerlach verwies auf eine Online-Petition pro Erhalt dieser Sportanlage, an der sich bereits 700 Fürsprecher beteiligten. Aus zahlreichen Gesprächen mit CDU-Mitgliedern hat Schürmann, selbst Unions-Mitglied, erfahren, dass der konservative Block in der Frage Ludwig-Jahn-Platz keineswegs so einheitlich aufgestellt ist, wie dies öffentlich gerne dargestellt werde.
Die VT will nach diesem eindeutigen Votum aus der Mitgliederschaft nun die kommenden Tage bis zur Kommunalwahl nutzen, andere Vereine und gesellschaftliche Gruppierungen um sich zu scharen, um die politisch Verantwortlichen zum Umdenken zu bringen und die Ludwig-Jahn-Anlage zu retten. „Ein Bürgerbegehren ist durchaus im Bereich des Möglichen“, so Detlev Schürmann. Alternativvorschläge sollten ernsthaft geprüft und diskutiert werden, bevor es zum Schwur kommt und „erneut die große Kempener Sportlerfamilie das Nachsehen“ hat.